CDU Kreistagsfraktion Lippe

Lippe hat Appetit auf Tradition

CDU-Kreistagsfraktion diskutiert mit lippischen Traditionsvereinen

„Lippe hat Appetit auf Tradition“. Dass die CDU-Kreistagsfraktion mit diesem Motto für ihre diesjährige „Landpartie“ richtig lag, zeigten die rund 170 Besucher, die zur Diskussion über Zukunftsperspektiven des traditionellen Vereinswesens in Lippe zur Schwelentruper Stallscheune gekommen waren. Unter freiem Himmel begrüßte Fraktionschef Andreas Kasper Vorstände und Mitglieder der Landeseisenbahn Lippe-Initiative „Jugend unter Dampf“ sowie der im Schützenkreis Lippe, im Lippischen Heimatbund, im Lippischen Zieglerring und im Sängerbund Lippe organisierten Traditionsvereine.
 
Auf ihre Bedeutung für Lippe verwies Dr. Reiner Austermann, Bürgermeister der Alten Hansestadt Lemgo, in seinem Impulsreferat: „Die lippische Identität wird getragen von unseren Traditionsvereinen“. Es sei wichtig, dies immer wieder bewusst zu machen und Respekt und Dank für die ehrenamtlich Tätigen zum Ausdruck zu bringen, befand Fraktionsvorsitzender Kasper. Auch deshalb sei die CDU-Landpartie der Frage gewidmet, wie die Vereine gestärkt und durch die Kreispolitik unterstützt werden könnten. Gemeinsam mit den Traditionsvereins-Vorsitzenden stand daher auch Kerstin Vieregge, die Vorsitzende des mit den Zukunftsfragen im ländlichen Raum befassten Wirtschafts-Ausschusses des Kreistags, auf dem Podium. Als stellvertretende Landrätin legte sie allen Vereinsvorständen das Ehrenamtsbüro des Kreises Lippe besonders ans Herz. „Schon vor Jahren wurde im Kreishaus diese Anlaufstelle für das Ehrenamt eingerichtet. Die Mitarbeiter kümmern sich speziell um die Anliegen der lippischen Vereine und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Hier können auch Vorschläge für die Verleihung des lippischen Ehrenrings eingereicht und die Ehrenamtskarte beantragt werden“, berichtete Vieregge.
 
Vor allem die Ansprache der Jugend, darin waren sich die Teilnehmer der Landpartie-Podiumsdiskussion einig, sei eine große Herausforderung. „Als Traditionsvereine konkurrieren wir alle heute mit Computer-Spielen, Internet und sozialen Medien, mit Ganztagsunterricht, Musik und Handy“, sagte Friedrich Koch, Vorsitzender des Lippischen Zieglerrings. Er sieht seinen Verband vor besondere Probleme gestellt, denn „der Bezug zum Zieglerwesen schwindet bei den Menschen.“ Koch setzt stark auf die Zusammenarbeit mit dem Ziegelei-Museum in Lage. „Das Museum macht Zieglerleben und -geschichte begreifbar und erfahrbar. Wir hoffen, dass es so gelingt, junge Menschen für die alte Tradition zu begeistern. Deshalb ist das Museum enorm wichtig und unterstützt unsere Arbeit großartig“, so der Chef der lippischen Ziegler.
 
In den Ortsvereinen des Lippischen Heimatbunds werden gezielt Projekte entwickelt, die Alt und Jung zusammenbringen. Vorsitzender Dr. Albert Hüser empfiehlt, zunächst die Zielgruppen festzulegen und dann Vereinsangebote darauf abzustimmen. „Es ist ein Unterschied, ob wir Hochschulstudenten oder Kindergartenkinder mit einem neuen Produkt ansprechen wollen“, weiß er. Gelungene Projekte will der Heimatbund auf einer speziellen Plattform seinen Ortsvereinen präsentieren und zur Nachahmung empfehlen, damit alle profitieren können.
 
Auch der Schützenkreis Lippe hat mit neuen Angeboten wie dem Bogenschießen junge Mitglieder erreicht. „Wir haben einen eigenen Obmann fürs Bogenschießen ernannt und inzwischen bereits zwei lippische Meisterschaften organisiert“, freute sich Vorsitzender Dr. Stephan Breuning über den Erfolg. Nachwuchssorgen plagten die Schützen derzeit nicht, versicherte er, auch nicht in Bezug auf die Vorstandsarbeit: „Vereinspolitik wird bei uns von Alt und Jung gemeinsam gemacht. Wichtig ist, dass langjährige Vorstände auch loslassen können. Da ist jeder Verein für sich selbst verantwortlich."
 
Mit der Initiative „Jugend unter Dampf“ hat die Landeseisenbahn Lippe ein einzigartiges Angebot für Kinder und Jugendliche geschaffen. Projektkoordinator Jochen Brunsiek weiß um das Alleinstellungsmerkmal: „Mit unserem, gemeinsam mit Jugendlichen ausgebauten Eisenbahnwaggon sind wir der einzige mobile Jugendraum in Deutschland. Wir können überall hin, wo Schienen sind. So werden ganz besondere Projekte möglich.“ Kooperationen wie die mit der VBE (Verkehrsbetriebe Extertal) zum Erlernen von Fertigkeiten im Metallhandwerk sind ihm wichtig. „So führen wir die Jugendlichen auch ans Handwerk heran. Davon wiederum profitiert die Landeseisenbahn Lippe, wenn es um Betrieb und Wartung unserer Bahnen geht.“
 
Gemeinsam mit den übrigen Vorsitzenden wünscht sich Brunsiek Unterstützung der Politik, gute Rahmenbedingungen für die Vereinsarbeit sowie Einbindung in die politischen Projekte und Entscheidungen. Auch Bürgermeister Dr. Austermann hatte in seinem Impulsreferat hauptamtliche Unterstützung für das Ehrenamt gefordert. „Ein Drittel der Menschen ist im Ehrenamt aktiv, ein zweites Drittel ist bereit, aktiv zu werden, das dritte Drittel will gar nichts mit dem Ehrenamt zu tun haben“, nannte Austermann die statistischen Hintergründe und schlug professionelle Begleitung für die Vereine vor, um das zweite Drittel anzusprechen und zu aktivieren.
 
Im Anschluss an Impulsreferat und Podiumsdiskussion tauschten sich Vorstände und Mitglieder der Traditionsvereine aus bei Lippischem Pickert - wahlweise mit Leberwurst, Butter, Rübenkraut oder Pflaumenmus - und Bratwurst.